Neben Briefmarken und Münzen sind Ansichtskarten wohl das beliebteste Sammelobjekt. Insbesondere zu Beginn des vorigen Jahrhunderts gab es einen regelrechten Kartenboom. Zum Glück für uns, denn sind uns viele Abbildungen des Lübz aus dem vorigen Jahrhundert erhalten. Für die Lübzer Ansichtskarten wurde ein Katalog erstellt der ca. 750 Karten umfaßt.

Die Geschichte der Ansichtskarte

Seit dem 17. Jahrhundert gab es regelmäßige Postlinien. Die Briefe wurden gefaltet und gesiegelt. Seit dem 18. Jahrhundert benutzte man auch Briefumschläge. Briefe wurden beim Postamt aufgegeben. Im Mai 1840 wurde die im voraus zu bezahlende Briefmarke in Form der „One Penny Black“ in England eingeführt. Neun Jahre später gab es mit dem „Schwarzen Einser“ die erste Marke in Deutschland.

Auf der 5. Deutschen Postkonferenz am 13. November 1865 in Karlsruhe war vom geheimen Postrat Heinrich v. Stephan (1831-1897) eine Denkschrift über die Einführung eines neuen "Postblatt" genannten Formulars zu offenen Mitteilungen gemacht worden. Dieser Vorschlag wurde aber von der preußischen Postverwaltung nicht aufgenommen. Man war der Auffassung, das es nicht schicklich sei, wenn unbeteiligte Personen die Mitteilungen anderer lesen konnten.

Dr. Emanuel Herrmann regte am 26. Januar 1869 in Wien in der "Neuen Freien Presse" an, daß Karten (von ihm schon als Postkarten bezeichnet) offen mit einer Zwei-Kreuzer-Marke durch die Post sollten versendet werden dürfen, wenn sie mit Einschluß von Adresse und Unterschrift nicht mehr als 20 Wörter enthielten. Am 22. September 1869 führt Österreich die erste "Correspondenzkarte", eine offene auf gelblichem steifen Papier hergestellte Postkarte, ein. Sie hatte eine Anschriftenseite mit aufgedruckter Zwei-Kreuzer-Marke und eine Mitteilungsseite, Bilder irgendwelcher Art gab es nicht.

Am 6. Juni 1870 unterzeichnete Bismarck die "Verordnung betr: die Einführung der Correspondenzkarte", die dann am 1. Juli 1870 in Kraft trat. Die Verordnung hielt sich in der Form weitgehend an die Vorgaben der österreichischen Vorläuferin: eine Seite für die Adresse, die andere für Mitteilungen. Das Porto betrug ein Groschen oder drei Kreuzer. Für die Stadtpost gab es eine verbilligte Gebühr. Die Karte selbst kostete nichts. Die deutsche Postkarte war geboren. Kurz darauf wurde die Postkarte in vielen weiteren Ländern eingeführt.

Schon am 16. Juli 1870 bedruckte der Oldenburger Hofbuchhändler und Druckereibesitzer August Schwarz eine solche Karte mit dem Bild eines Kanoniers und schickte sie zu seinen Schwiegereltern nach Magdeburg. Diese Karte wird allgemein als erste Ansichtskarte angesehen. Als am 19. Juli 1870 der Deutsch-französische Krieg ausbrach, bewährte sich das gerade geschaffene Medium. Als Feldpostkarte mit Landschaftsmotiven eroberter Gebiete, wurde sie kostenlos zwischen Front und Heimat befördert. In den ersten als 2 Monaten nach Einführung wurden schon 2 Millionen Karten verkauft.

Zunächst war die Postkarte kein Medium bildlicher Darstellung. Doch schon bald wurden die Postkarten gelegentlich mit Bildern bedruckt. 1. Juli 1872 wurden dann auch privat gedruckte Karten zugelassen, auf die Briefmarken geklebt werden mußten. Langsam verbreitet sich in den darauffolgenden 20 Jahren auch die Ansichtskarte. "Vorläuferkarten" heißen die Karten, die bis ca. 1895 hergestellt wurden. Bei diesen im Lichtdruck hergestellten Karten wurde auf der Motivseite eine große Fläche für den Text freigelassen. Orstansichten sind dabei eines der häufigsten Motive der Ansichten, heutzutage als topografische Ansichtskarten bezeichnet.

Nachdem private Verleger im Deutschen Reich offiziell private Bildpostkarten herstellen durften, wurde die Ansichtskarte seit 1875, in verstärktem Maße seit 1890, zum industriell gefertigten Massenartikel. Deutschland hatte sehr schnell die Vormachtstellung in Design, Technik und Verbreitung der Ansichtskarte erworben. Die große Zeit der Bildpostkarte begann um 1895. Zur einfarbigen Lithographie trat nun die (mehrfarbige) Chromolithographie, um 1900 wurde die Farblithographie in Deutschland zur Meisterschaft getrieben. Es begann die große Zeit des Sammelns, Sammler waren "Philokartisten". Als Schmuckstücke galten "Gruß-aus-Karten" auf denen mehrere Ansichten kunstvoll aufgedruckt wurden. In den Jahren 1897 bis 1905 sind die schönsten farbigen Lithographiekarten entstanden, ein Beispiel der farbenprächtigen Chromolithographiekunst. Die Farbnuancen wurden mit den heutigen Offset-Verfahren niemals erreicht.

Auf der Weltpostkonferenz im Jahr 1904 wurde die Veränderung der Gestaltung der Karte beschlossen, für die Adresse wurde ab 1905 nur noch eine halbe Kartenseite vorgesehen. Bis dahin mußten die Mitteilungen ausschließlich auf der Bildseite der Karte untergebracht werden. Das hilft ebenso bei der Bestimmung des Alters einer Karte, wie die deutsche Rechtschreibreform aus dem Jahre 1901: mit dem Stichtag 1.1.1903 wurde aus der "Parthie vom Rathausmarkt" die "Partie vom Rathausmarkt". Bis 1908 wurden die Karten dreimal gestempelt: einmal zur Entwertung der Marke, ein zweites mal daneben zur besseren Lesbarkeit und der dritte Stempel wurde am Zielort der Karte hinzugefügt.

Die Blütezeit endete mit dem Ausbruch des 1. Weltkrieges. Die Menge der produzierten Karten nahm zwar nicht ab, die Auflagen eines neuen Motivbereichs stiegen sogar: patriotische Karten mit Kampfparolen, mit schwarz-weiß-roten Bändern und Fahnen, Kriegsschauplätze, Soldatenleben und -leid, Porträts vom Kaiser und von Feldherren. Aus Mangel an Material und qualifizierten Arbeitskräften verfiel jedoch deren Qualität und Vielfalt, die Massenware verlor für die Sammler an Attraktivität. Nach dem Kriege wurde die alte Leidenschaft nicht zurückgewonnen; die maschinell hergestellte Bildpostkarte beherrschte nun den Markt. Die Zeit von 1919 bis 1945 kennzeichnen den Niedergang der Ansichtskarte. Schlechteres Papier, mangelnde Druckqualität, Geldmangel, höheres Porto und auch das Aufkommen anderer Kommunikationsformen (Telefon) ließ die Beliebtheit der Ansichtskarte rasch sinken.

Postkartenverleger in Lübz

Gräning, A. & Co1899...1900  Verlag
Hackmann, Hermann1906...1909  Verlag
Jorbeck, Carl1914...1924  Verlag, Kaufmann, Goldberger Str. 21
Junge & Müller1905...1934  Verlag, Photogr. Atelier, Farben und Tapeten
Kleint, Richard1910...1944  Buchdruck- und Papierhandlung, Druckereibesitzer, Bürgermeister-Westphal-Str. 12; Nachfolger von Krohn
Krohn, Friedrich1898...1910  Verlag
Lübzer Neueste Nachrichten1936  Verlag
Pfeffer, Albert1918  Verlag
Weltzien, Carl1903...1941  Verlag, Papiergeschäft, Plauer Straße 51

Ansichtskartenkatalog Lübz

Ansichtskartenkatalog Lübz (AKKL) Im Ansichtskartenkatalog Lübz (AKKL) werden alte Ansichtskarten von Lübz erfasst. Der in zwei Teilen vorliegende Katalog enthält etwa 75% von den etwa 1000 bis 1989 erschienenen Karten (750 Karten bis 1945 und etwa 250 Karten von 1945 bis 1989).

Einige der Karten aus dem AKKL sind hier in drei Seiten des Abschnittes Lübzer Ansichten zu finden. Besitzen Sie noch alte Ansichtskarten von Lübz? Es wäre schön, wenn Sie diese zur Vervollständigung des AKKL leihweise zur Verfügung stellen würden, bitte senden Sie eine Email an Stadtgeschichte@Luebz-Online.de.

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